Die achtjährige Nelly fährt mit ihren Eltern in das Haus der geliebten, gerade verstorbenen Großmutter – von der sie sich nicht verabschieden konnte – um es auszuräumen. Als ihre Mutter Marion beginnt in alten Schulheften, Spielsachen und Büchern zu stöbern, wird Nelly neugierig auf deren Kindheit. Doch Marion will oder kann sich der Vergangenheit nicht stellen. Sie reist ab und lässt Mann und Tochter allein zurück. Während Nellys Vater am Haus arbeitet, streift sie durch den nahen Wald und stößt auf eine Baumhütte. Dort hat sie eine unerwartete Begegnung und macht eine innige Bekanntschaft, die für ihre Fragen und Gefühle wichtig werden.

Sciamma schafft mit Petite Maman eine Fabel, die den Modus des Zeitreisens dazu nutzt, die eigenen Eltern als Kinder kennenzulernen und sie so wahrhaftig zu begreifen, wie man es im echten Leben niemals vermag. Dabei arbeitet der Film vor allem in einem Modus, der zeitlich kaum greifbar ist. Petite Maman verortet sich nicht genau, sondern bleibt greifbar aber kann nicht eingeordnet werden. Die Geschichte könnte vor zwanzig Jahren spielen oder vor siebzig.

Céline Scaimmas Film thematisiert mit einer komprimierten Geschichte Abschied, Erinnerung, Sehnsucht und Identität und vermittelt mit einfachsten filmnarrativen Mitteln die einnehmende Imaginationskraft ihrer Protagonistin – und damit auch ein Stück Kinomagie.

Petite Maman hatte im Wettbewerb der Berlinale 2021 Weltpremiere. Der Film gewann weltweit diverse Auszeichnungen.

Frankreich 2021 | 73 Min | Spielfilm | Französisch, deutsche Untertitel |ab 10 J. (pädagogische Altersempfehlung).

Regie: Céline Sciamma

Mit: Joséphine Sanz, Gabrielle Sanz, Nina Meurisse, Stéphane Varupenne, Margot Abascal